Überblick

Die Familien- und umweltbezogenen Pflege  ist ein konzeptioneller Ansatz für die Arbeit mit Familien, Einzelpersonen und anderen sozialen Systemen (Organisationen, Gemeinschaften usw.). Kernstück ist dabei die Theorie des systemischen Gleichgewichts.

Beides wird derzeit in Studienprogrammen zur Familienorientierten Pflege (Family Nursing) und entsprechenden Programmen zur Pflegeforschung in den Vereinigten Staaten sowie in weiteren Ländern unterrichtet. Dieser theoretische Ansatz hat sich als brauchbar und hilfreich für Forscher und Forscherinnen erwiesen, um ihn auf unterschiedliche Gesundheitssituationen, Gesundheitsprobleme und Kulturen anzuwenden. Darauf aufbauend werden situationsspezifische Theorien entwickelt, welche dann für klinische Interventionen genutzt werden können. In Europa wird beides als theoretische Grundlage für die Pflegepraxis in der Pädiatrie, Onkologie, Gerontologie, Hospizpflege oder Geburtshilfe in Krankenhäusern und in der Gemeinde zunehmend populärer. Als solches wird die Familien- und umweltbezogenen Pflege sowie die Theorie des systemischen Gleichgewichts in Krankenpflegeschulen und akademischen Einrichtungen und Hochschulen unterrichtet.

 

Die Familien- und umweltbezogenen Pflege ist auf der übergeordneten Ebene einer Theorie großer Reichweite angesiedelt, die auf spezifische philosophische Grundlagen basiert. Sie wird dann auf eine weniger abstrakte und messbare mittlere Ebene herunter gebrochen, der Theorie des systemischen Gleichgewichts. Friedemann hat das von Fawcett entwickelte Metaparadigma der Pflege „Umwelt-Person-Gesundheit-Pflege“ erweitert, um auch die Konzepte der „Familie“ und der „Familiengesundheit“ einbeziehen zu können. So gelingt es ihr, die systemische Bedeutung und Funktion von Individuen, Sozial- und Umweltsystemen sowie die Interaktion zwischen ihnen zu erklären.

 

 

 

Der theoretische Rahmen basiert neben dem erweiterten Metaparadigma für die Pflege auf der offenen Systemtheorie und der sozialen Ökologie. Aufgrund der offenen Systemtheorie kann erklärt werden, dass alles Komplexe ein System ist und dass alles Existierende aus interagierenden Systemen besteht, die hierarchisch vom extrem kleinen bis zum größten System, dem Universum, organisiert ist. Lebende Systeme sind offen, wenn sie Produkte (z. B. Lebensmittel) oder Energie aus ihrer Umgebung aufnehmen und Output wie Arbeit, körperliche Betätigung oder kreative Leistungen produzieren. Jedes System hat einen Rhythmus und ein räumliches Muster und unterscheidet sich von der Summe seiner Subsysteme. Zum Beispiel beschreibt die Summe der Organe (Subsysteme) einer Person nicht die Natur der Person (des Systems). Systeme sind voneinander abhängig, was bedeutet, dass, wenn eine Veränderung im System stattfindet, die Veränderung in all mit ihm zusammenwirkenden Systemen zu spüren sein wird.

 

 

 

Ein soziales System ist ein System, dessen kleinster Teil eine Person/Mensch ist. Soziale Systeme sind daher Gruppen von interagierenden Menschen. In sozialen Systemen spielen die Personen aufgrund ihrer Fähigkeit zu denken eine tragende Rolle für das Funktionieren ihres jeweiligen sozialen Systems.

 

 

Anhand der Sozialökologie kann man die Unabhängigkeit sozialer Systeme und ihrer Umwelt erklären. Soziale Systeme und ihre Subsysteme (Menschen) werden von der Umwelt beeinflusst und können wiederum Veränderungen in ihrer Umwelt bewirken.